Hamburg mit Rollstuhl
Einleitung
Diese Reise war nicht meine erste in diese pulsierende Hafenstadt, aber die erste als Rollstuhlfahrerin 👩🦽. Dieses Mal durfte sogar auch unser Hund mit. Ein kleines Experiment für die kommenden Städtereisen. Bisher fand ich Hamburg auch nicht als schönste Stadt Deutschlands (wie einige von euch). Hat sich das jetzt vielleicht mal geändert? In diesem Beitrag erfährst du auch mehr über die gute und rollstuhlgerechte Infrastruktur, barrierefreie Sehenswürdigkeiten und unsere ganzen tollen Erlebnisse in dieser Stadt 🌆.
Wetter
Wir waren Mitte August in Hamburg und natürlich gab es schlechtes Wetter 😂🤷♀️. Wie soll es auch anders sein, wenn man in den Norden reist? Den Wetter Umschwung von 30 °C und Sonne auf 17-20 °C und bewölkt und Regen fand mein Körper gar nicht toll 🤷♀️. Aber trotzdem konnte ich doch einiges cooles erleben 😍🥳.
Anreise
Wir sind mit dem Auto knapp 6h nach Norden gefahren. Zum Glück sind wir früh losgekommen und hatten deswegen auch kaum Stau. Aber nicht nur deswegen war es eine coole Fahrt, sondern auch wegen meinem EU-Toilettenschlüssel, ohne den ich oft aufgeschmissen wäre. Mit diesem Schlüssel kann man bei Parkplätzen mit dem entsprechenden Symbol auf die rollstuhlgerechten Toiletten gehen. Bei den Raststätten ist das ähnlich, allerdings ist da meistens auch ein Schlüssel vor Ort.
Unser Hotel
Wir haben im Adina Apartment Hotel Speicherstadt gewohnt. Wirklich wunderbares Hotel. Dadurch Komma dass wir mit dem Auto eingereist sind hätten wir entweder in der Parkgarage (40€ pro Tag) parken können. Das Parkhaus ist direkt im Hotel angeschlossen und man kann mit einem der 3 Aufzüge zur Rezeption fahren oder in eines der Zimmer. Der normale Eingang des Hotels ist sehr barrierefrei und auch die Rezeption und die Mitarbeiter waren sehr, sehr nett und gut erreichbar.
Zimmer
Unser Apartment hatte einen Wohn-/ Essbereich mit kleiner, gut ausgestattet Küche. Selbst kochen, wäre kein Problem gewesen. Wir haben nur einmal zu viel Sushi von der nahe gelegenen Mall geholt. Aber kein Problem, denn der große Kühlschrank hat einiges beherbergen können 🥰. Durch die Arbeitserleichterung namens Spülmaschine konnten wir auch den Kurzurlaub in vollen Zügen genießen 😍. Aber besonders genossen hab ich, dass ich überall mit dem Rollstuhl hingekommen bin. Selbst in der Küche und den Essbereich konnte ich alles machen. Der Backofen war etwas hoch und es nur für größere bzw. aktivere Personen geeignet ☺️. Aber den haben wir eh nicht genutzt.
Neben dem Essbereich stand die kleine Couch mit Blick auf einen großen Fernseher und eine der schönen Fensterfronten 🥰. Durch die vielen Fenster war das Zimmer extrem hell 💙. Uns hat auch eine kleine, sehr schöne Überraschung für Nala 🐶 erreicht. Wir haben bei Buchung natürlich angegeben, dass ein Hund mit uns reist. Auf dem Zimmer hat uns ein großes, neuwertiges Hundekissen und ein Fressnapf erwartet 💙. Damit haben wir nicht gerechnet, aber uns tierisch über die Tierliebe gefreut 🥰. Übrigens: Ihr seht as Hundekissen auf dem 3. Bild. Es liegt gegenüber der Couch, so ein hellgraues Kissen, auf dem Boden.
Das große Schlafzimmer mit einem gigantischen Ausblick war in einem extra Zimmer. Es gab logischerweise ein Bett (das übrigens sehr gemütlich war), einen geräumigen Kleiderschrank und einen unterfahrbaren Schreibtisch. Vom Bett aus hatten wir durch die riesige Fensterfront einen super tollen Blick auf die Stadt 🥳. Übrigens hatten wir vor Fensterfront eine Eckbank mit Sitzkissen auf der man super zum Sonnenuntergang ein Weinchen oder Bier trinken konnt.
Das Bad war barrierefrei, rollstuhlgerecht und durch die weißen Fliesen auch sehr hell. An der erhöhten Toilette gab es zwei wegklappbare Haltegriffe und an das Waschbecken bin ich auch gut mit dem Rollstuhl dran gekommen. Für die große, barrierefreie Dusche gab es einen extra Duschstuhl. in Bad ist man durch eine platzsparende und rollstuhlrechte Schiebetür gekommen.
Lage
Von unserem Hotel konnten wir fast alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß bzw. mit meiner wilden Hilde 👩🦽 erreichen. Wenn das Wetter aber nicht so gut ist, gibt es eine U-Bahn-Station direkt vorm Haus, die gerade barrierefrei umgebaut wird. Wir sind aber manchmal 10 Minuten zu Fuß zur U-Bahn Haltestelle „Rathaus“ oder „Mönckebergstraße“ gegangen, um dort mit der U3 direkt zu den Landungsbrücken oder nach St. Pauli zu fahren. Es waren immer nur 2-4 Haltestellen und für Rollstuhlfahrer kostenfrei (könnte sich ggfs. geändert haben).
Frühstück
Vom Frühstück war ich positiv überrascht. Da es sich nur um einen kleinen Raum handelte, hab ich gedacht die Auswahl ist sehr begrenzt. Aber das war nicht so 🤷🏼♀️ Es gab für jeden etwas: Herzhaftes Frühstück, süßes Frühstück, Brot, Teilchen, Croissants und auch alle möglichen Säfte bis hin zum Sekt 🥂.
Öffentlicher Nahverkehr
Wie schon gesagt, sind wir nur mit der U-Bahn gefahren. Deshalb berichte ich nur davon. Viele Haltestellen, der U- und S-Bahnen sind bereits barrierefrei umgebaut und einige andere werden dieses bzw. nächstes Jahr noch fertig gestellt. Genau nachlesen kann man das HIER 😎. Hier kann man im ersten Abschnitt auf eine PDF-Datei klicken, die viele Infos für Rollstuhlfahrer bereithält.
Besonders cool, fand ich die Webseite der funktionierenden Aufzüge. Diese wurde immer mehrmals am Tag aktualisiert. So konnte man immer direkt nachschauen, welche Station man nehmen kann. Tatsächlich ging an einem Abend der Aufzug in unserer U-Bahn-Station nicht und wir mussten eine weiterfahren. Gott sei Dank wussten wir das schon vorher ☺️. Die Webseite könnte erreicht ihr HIER.
Jede barrierefreie U-Bahn-Station hatte einen besonderen Abschnitt für Rollstuhlfahrer. Dieser war immer am Boden kariert und etwas erhöht, damit man ohne Probleme in die U-Bahn einsteigen konnte. Ich hab davon auch ein Foto gemacht, ich hoffe man kennt es ☺️. Die Lücke zwischen U-Bahn und Bahnsteig bei in unserem Fall nie groß. Ich hab euch davon auch mal ein Foto gemacht 📸.
Sehenswertes
Speicherstadt
Diese ist wirklich wunderschön und in großen Teilen auch barrierefrei. Ein bisschen genervt hat das alte Kopfsteinpflaster, über das man nur langsam vorangekommen ist. Sie besteht aus alten Backsteinhäusern und hat ein ganz eigenes Flair. Auf jeden Fall ist ein Besuch in der Speicherstadt sehr zu empfehlen ☺️. Außerdem steht hier die Elbphilharmony.
Miniatur Wunderland
… befindet sich inn einem alten Backsteingebäude in der Speicherstadt und ist vom Adina nur ca. 10 Gehminuten entfernt. Am Eingang gibt es eine Treppe, die aber mit einem Plattformlift überwunden werden kann. Dazu braucht man auf jeden Fall einen Mitarbeiter vom Miniatur Wunderland, entweder kann man oben anrufen oder jemanden hoch schicken, um den Mitarbeiter zu holen. Wir waren samstags morgens dort und hatten keine Tickets gebucht. Nur durch viel Überredungskunst durften wir trotzdem rein. Deswegen meine Empfehlung: bucht euch eure Tickets vorher 😅🎟️.
Das Miniatur Wunderland selbst war sehr barrierefrei, aber auch sehr voll. Es gibt sehr viele Bereiche (Länder), die sehr liebevoll in Kleinstarbeit gestaltet wurden. Sogar einen ganzen Flughafen mit Fliegern, die abheben und landen, gibt es in einem Teil des Wunderlandes. Das war mein absolutes Highlight. Und auch die super barrierefrei Toilette!! Irgendwie habe ich einen komischen Tick entwickelt, überall die barrierefreien Toiletten zu fotografieren. So auch da, seht selbst 😅
Hafenrundffahrt
Samstags mittags haben wir mit dem barrierefreien Schiff namens MS Princess von Kapitän Prüsse. Das Schiff verfügt über eine Auffahrtrampe für Rollstuhlfahrer, eine gute, barrierefreie Toilette und einen Aufzug, mit dem man 2 von 3 Decks erreicht. Das Sonnendeck ganz oben ist leider nicht erreichbar. Aber ich habe mich sehr über die Möglichkeit gefreut, barrierefrei eine Hafenrundfahrt machen zu können 🥳❤️. Übrigens hat man bei Flut einen besseren Einstieg aufs Schiff ☺️. Danke auch an die Kapitän Prüsse Schifffahrtsgesellschaft mbH, die mir einige Bilder zur Verfügung gestellt hat.
Hamburger Michel
Das Wahrzeichen Hamburgs, die wunderschöne St. Michaelis-Kirche ❣️ Zum Glück gab es einen schönen, rollstuhlgerechten Nebeneingang, der sogar elektrisch zu öffnen war 😍. Schwere Türen ade 👋🏻. Innen mussten wir noch einmal ums Eck und konnten dann den großen Hauptraum der Kirche bestaunen. Wir hatten Glück, dass wir sonntags morgens vor dem Gottesdienst da waren, denn die haben sich auf den schönen Orgeln eingespielt 🎶. Der Kirchturm ist leider nur für Menschen begehbar, die Treppen steigen können. Von unserem Hotel war es ein barrierefreier Spaziergang von ungefähr 20 Minuten.
Hamburger Rathaus
Einen kurzen Spaziergang von ungefähr 10 Minuten von unserem Hotel ist das Hamburger Rathaus. Ein tolles Gebäude, das Rollstuhlfahrer nur von außen sehen können aber der Blick von außen lohnt sich auf jeden Fall 💯. Wir waren sonntags am frühen Morgen da und es war weder im Rathaus, noch auf den Straßen was los…
St. Nikolai-Mahnmal
Die ehemalige Hauptkirche Hamburg, die im zweiten Weltkrieg zerstört wurde, ist heute eine Gedenkstätte und ein Museum. Den wunderschönen Turm kann man mit einem Aufzug sogar von oben sehen. Wir konnten das nicht machen, weil das angeschlossene Museum (nur so kommt man barrierefrei zum Turm) noch geschlossen hatte. Uns hat aber ein Blick auf dieses schöne Gebäude von außen gelangt ☺️. Vom Hotel war es nur ein kleiner Spaziergang von weniger als 10 Minuten.
Den Fischmarkt übrigens haben wir nicht angeschaut, da es empfohlen wurde, dass mit dem Rollstuhl sehr holprig sein kann. Der Boden besteht nur aus altem Kopfsteinpflaster 🤮. Für den alten Elbtunnel (der barrierefrei ist) hat uns leider jetzt Zeit gefehlt 🤷♀️.
Restaurants
Das Thema ist schnell erzählt, denn wir waren nur in zwei Restaurants 😂.
Brauhaus Hamburg
Das Brauhaus liegt direkt an den Landungsbrücken und ist barrierefrei erreichbar. Allerdings gibt es keine barrierefreie Toilette, mir wurde aber angeboten, dass ich unweit vom Brauhaus auf eine barrierefreie Toilette gehen kann. Nur wenn es das gibt, kann ich richtig abschalten und Spaß haben. Im Brauhaus selbst gab es bodenständige Hamburger Küche.
Hard Rock Cafe Hamburg
Aufgrund der mangelnden, barrierefreien Restaurants mit einer rollstuhlgerechten Toilette haben wir uns kurzerhand ins Hard Rock Cafe verzogen. Normalerweise suche ich immer landestypische Restaurants, aber da es barrierefrei ist und Hunde erlaubt sind hat es den Vorzug bekommen ☺️. Das hard Rock Cafe liegt auch direkt an den Landungsbrücken, neben dem Brauhaus. Hier ist der barrierefreie Eingang über den Shop nebenan. Eine rollstuhlgerechte Toilette befindet sich direkt neben dem Eingang. Sie war nicht 100 % perfekt aber für mich hat sie gelangt. Übrigens habe ich auch hier ein Foto gemacht 😂. Ihr seht schon – das Essen ist etwas nebensächlich, sobald das stimmt 😂. Die Preise waren okay und das Essen bzw. Getränke fand ich richtig gut ❤️. Wenn man richtig sitzt hat man sogar Blick auf die Elbe 😍.
Öffentliche Toiletten
Ja, diesmal widme ich dem Thema Toiletten ein extra Abschnitt. Meistens haben wir es so gemacht, dass ich in meiner App (sie heißt WC-Karte) geschaut hab, wo die nächste barrierefrei Toilette ist. Oft habe ich auch vorher in Restaurants oder bei Sehenswürdigkeiten nachgefragt, in welcher Entfernung sich die nächste Toilette befindet. Nur dann geht es mir gut ☺️. Das mag für Normalos komisch klingen aber jeder, der auch ein Blasenproblem hat, wird es zu 100% nachvollziehen können 🤷♀️.
Es gibt für die barrierefreien Toiletten auch noch eine Homepage, die HIER erreichbar ist. Leider hab ich das erst im Nachhinein gesehen, sonst hätte ich diese bestimmt auch öfters benutzt 😍.
Auf jeden Fall ist ein EU Toilettenschlüssel für die meisten öffentlichen Toiletten sehr wichtig, sonst muss man bezahlen oder kommt gar nicht erst rein 🤷♀️. Alles rund ums beantragen und die Kriterien bekommt ihr HIER.
Fazit
Hamburg hat mich bei dieser Reise als Rollstuhlfahrerin positiv überrascht. Die Stadt bietet eine Vielzahl an barrierefreien Sehenswürdigkeiten und eine gut ausgebaute, rollstuhlgerechte Infrastruktur. Besonders hervorzuheben sind die Speicherstadt, das Miniatur Wunderland und die Landungsbrücken, die allesamt gut zugänglich sind. Auch unser Hotel, das Adina Apartment Hotel Speicherstadt, war perfekt auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern abgestimmt und bot zusätzlichen Komfort. Trotz des typischen Hamburger Wetters konnten wir viel unternehmen und uns an der freundlichen Atmosphäre erfreuen. Einzige Kritikpunkte war das Kopfsteinpflaster in einigen Teilen der Stadt und die hohe Luftfeutigkeit. Insgesamt war die Reise ein voller Erfolg aber es bleibt dabei: Hamburg und ich werden keine Freunde mehr 😂.
Solltet ihr aber Fragen haben oder ich irgendwas vergessen habe wisst ihr was zu tun ist 😎. Schreib mir eine Mail oder kommentiere hier unten ⬇️.
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